Hallo Lukas, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Gravity kurz vor:
Sehr gerne. Christoph, Flurin und Lukas. Wir sind das operative Gravity Team. Christoph ist einer der beiden Gründer – der zweite, Dominik, sitzt im Verwaltungsrat. Christoph ist unser Mann mit der Produktvision, die er mit einem Entwicklerteam in Minsk umsetzt. Flurin ist seit Anfang 2020 zu uns gestossen. Er kümmert sich um den Verkauf und die Kunden. Und ich bin seit Anfang 2019 als Geschäftsführer dabei. Ich kümmere mich um die Firmenleitung, die Finanzen, die Investoren und die Öffentlichkeitsarbeit.
Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?
Wir sind ein Zürcher Start-up im Education Technology (EdTech) Bereich. Unser Produkt ermöglicht Mitarbeitenden, mit Firmensoftware so intuitiv und natürlich umzugehen, als würden sie ein Game spielen.
Welches Problem wollt Ihr mit GRAVITY lösen ?
Vielen Firmen gelingt es nicht, den vollen Wert aus der eingekauften oder selbstentwickelten Software herauszuholen. Warum? Weil die Akzeptanz der Mitarbeitenden fehlt. Das Verständnis im Umgang mit Firmensoftware hinkt der immer dynamischer werdenden Entwicklung derselben hinterher. Hier setzt GRAVITY ein. Wir wenden Methoden aus der Gaming-Industrie auf des Enterprise Learning Umfeld an und ermöglichen damit ein schnelleres Onboarding sowie ein stärkeres Engagement der Mitarbeitenden. Damit die Investitionen in die IT-Strategie auch wirklich Früchte tragen.
Wie ist die Idee zu Gravity entstanden ?
Christoph hat für einen grossen Pharmakonzern ein Webportal entwickelt. 18 Monate nach der Einführung hat er mit dem Projektteam gesprochen und gefragt, wie das Portal aufgenommen wurde. Antwort: es wurde erst von 10% der Mitarbeitenden benutzt! Und dies trotz durchdachter UX, viel Kommunikation und Trainingsbemühungen. So hat Christoph sich gefragt, wie selbst die komplexesten Games innert weniger Wochen Millionen von Nutzern onboarden. Das kann doch kein Zufall sein? Ist es auch nicht. Gravity überträgt die user onboarding und engagement Methoden der Gaming Industrie auf das Corporate Umfeld. Damit das Lernen genauso natürlich passiert, nämlich so, dass man es gar nicht als Lernen wahrnimmt.
Wie würdest Du Deiner Großmutter GRAVITY erklären ?
Mit GRAVITY kann man die Hilfestellungen zu einer Software direkt an die Benutzeroberfläche heften. Fast so wie Post-It Zettel auf dem Bildschirm. Damit finden das Lernen im Kontext des Arbeitens statt („on the job“) und nicht als separates Ereignis, bei dem das meiste gleich wieder vergessen geht.
Lernen funktioniert am besten, wenn es mir hilft, eine konkrete Problemstellung zu lösen, die ich gerade habe. Wir kennen das von Sprachen. Da rackert man sich ewig in einem Kurs und mit Vokabeln ab. Aber Lernen tut man die Sprache erst, wenn man im Ausland ist und nicht anders kann, als zu sprechen. Weil man sonst kein Bier bestellen kann. Dieses Prinzip gilt auch, wenn es darum geht zu lernen, mit neuer Software zu arbeiten.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell?
Wir operieren als SaaS Anbieter, bieten aber auch On-Prem Lösungen an. Wir sind dabei sehr schlank aufgestellt: Gravity liefert das Framework – die Lerninhalte müssen von den Kunden selbst kommen. Zusätzlich arbeiten wir mit Partnern, die den Kunden bei der Umsetzung helfen können.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ? Was habt Ihr daraus gelernt ?
Wir haben uns als Team schon so manches mal angeschaut und gesagt: wir machen verflixt nochmal jeden Fehler, den man machen kann! Aber so richtig schief gegangen, ist bisher noch nichts. Vielleicht weil wir eine sehr offene, manchmal fast brutale Kommunikationskultur untereinander haben. Das zwingt zu schneller Korrektur.
Ich persönlich habe vor allem folgendes gelernt – obwohl ich es theoretisch schon wussten: Gravity ist im B2B Geschäft. Es braucht es einen langen Atem im Verkauf. Da muss man nicht nur gute Nerven haben, sondern auch eine schnelle Regenerationsfähigkeit. Denn man muss immer mit voller Energie in einen Verkaufsprozess steigen, sonst wird eh nix draus. Aber selbst dann wird aus dem meisten Leads nichts, weil die Dinge gerade nicht zusammenpassen. Da muss man dann schnell wieder raus finden aus der Enttäuschung.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Eigenes Kapital, Freunde und ein Angel Investor.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Bis Ende Jahr 500k Annually Recurring Revenues (ARR) und dann ab in die Series A Finanzierungsrunde als Grundlage für ein Wachstumsoffensive in Europa.
Vielen Dank für das Interview.