Hallo Anne, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei INOFEA AG kurz vor:
Mein Name ist Anne Timm, ich bin seit 2 Jahren bei INOFEA und seit einem Jahr der verantwortliche CEO in unserer Firma. In meinem Team arbeiten Rita Correro, Lars Grossniklaus und Anna Ruf. Rita leitet unser R&D-Team und hat selbst aktiv die Entwicklung unserer neuartigen Enzymtechnologie vorangetrieben. Lars und Anna sind für unsere Kundenprojekte verantwortlich. Neben meiner Funktion als CEO akquiriere ich neue Kundenaufträge und sorge für die finanzielle Sicherheit unseres Unternehmens.
Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?
INOFEA AG wurde vor 6 Jahren gegründet und entstand als Spin-Off der Fachhochschule Nordwestschweiz. Unsere patentierte Kernkompetenz ist die Biokatalyse und die Stabilisierung von Enzymen, d.h. wir fixieren Enzyme auf Trägermaterialien und ummanteln sie mit einer Schutzschicht. Dadurch sind viel stabiler als nicht immobilisierte und ummantelte Enzyme und sie können zudem noch mehrmals recycliert werden. Unsere Kunden sparen somit nicht nur Kosten, sondern dies ist auch ein wertvoller Beitrag für die Umwelt.
Welches Problem wollt Ihr mit INOFEA lösen ?
In den meisten industriellen Prozessen sind Enzyme zu fragil und nicht sonderlich stabil. Außerdem ist es in den oft nicht möglich, ein Enzym nach der Reaktion wieder zu entfernen. Wir greifen dieses Problem beim Schopf! Wir immobilisieren Enzyme und verleihen ihnen einen schützenden Mantel. Dieser Mantel macht Enzyme mindestens 10-mal stabiler und zum anderen erhält er die Aktivität der Enzyme. Durch die Immobilisierung an die Partikel kann man das Enzym auch nach einem Herstellungsprozess leicht aus dem Reaktionsgemisch entfernen und wiederverwenden. Der Einsatz von Biokatalysatoren bringt einige Vorteile mit sich, weil man z.B. Einsatz von Lösungsmitteln um ein Vielfaches verringern und somit viel umweltfreundlicher produzieren kann.
Wie ist die Idee bei INOFEA entstanden ?
Die Idee, Enzyme zu stabilisieren kam aus der Erkenntnis, dass freie lösliche Enzyme oft nicht verwendbar sind, weil sie in typischen chemischen Herstellungsprozessen nicht stabil genug sind und nicht recycliert werden können. Wir sind relativ früh in der Entwicklungsphase in den Markt gegangen, um genau zu wissen, welche Enzyme hier interessant sein könnten. So konnten wir uns erfolgreich weiter entwickeln.
Wie würdest Du Deiner Großmutter INOFEA erklären ?
Jeder Mensch braucht Enzyme und wir haben diese auch in unserem Körper, um z. Bsp. Unsere Nahrung zu verdauen. Außerdem finden wir Enzyme auch in ganz vielen alltäglichen Dingen wieder, wie z. Bsp. beim Brotbacken (Verbesserung der Teigeigenschaften, Lockerung) oder in Waschmitteln, damit Flecken leichter entfernt werden können. Enzyme sind Eiweiße und man weiß vom Eierkochen, dass diese sehr temperaturempfindlich sind. Durch unsere enzzen®-Technologie werden die Enzyme vor externem Stress geschützt und können sich darauf konzentrieren ihre Aufgabe zu erfüllen.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Nein, das Konzept ist heute immer noch gleich wie zur Zeit unserer Gründung, wir haben natürlich heute mehr Marktkenntnis als damals und wissen genau, wo unsere Technologie den besten Nutzen bringt. So können wir uns auf die Märkte konzentrieren, in denen Kunden durch die Verwendung unserer Enzyme einen eindeutigen Vorteil haben.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Wir haben drei zusammenhängende Einkommensströme, zum einen akquirieren wir neue Kunden über Service-Vereinbarungen, d.h. ein Kunde interessiert sich für unsere Technologie und wir immobilisieren und ummanteln ein Enzym seiner Wahl und zeigen die Vorteile unserer Technologie auf. Daraus entstehen dann entweder spätere Verkäufe unserer Enzyme oder wir geben unseren Kunden eine kostenpflichtige Lizenz, unsere patentierte Technologie einsetzen zu dürfen.
Wie genau hat sich INOFEA seit der Gründung entwickelt ?
Neben der Biokatalyse und dem pharmazeutischen Markt haben wir zusätzlich nun die Lebensmittelherstellung, die Synthese und Feinchemikalien oder den Einsatz in Home Care Produkten für uns entdeckt. Mittlerweile können wir sogar stolz darauf sein, dass wir nach langjähriger Kooperation einen Kauf- und Liefervertrag mit einem großen Pharmakonzern haben. Natürlich sind wir auch für Branchen und Märkte offen. die oben noch nicht aufgezählt wurden, Beispiel Diagnostika.
Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?
Im Moment zählen wir 4 Mitarbeiter und freuen uns demnächst zwei neue Mitarbeiter.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
So richtig schief ist bisher nichts gelaufen und das bleibt hoffentlich auch so. Natürlich kennt man den Markt und seine eigene Position am Anfang noch nicht so gut wie wir das jetzt tun, aber unser stetiger Kontakt mit dem Markt hat uns sicher vor einigen Fehlern bewahrt.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Wir haben gelernt, Kunden gut zuzuhören, uns gegenüber dem Wettbewerb klar zu positionieren und einen guten Platz im Markt zu finden, eben da, wo unsere Technologie einen einzigartigen Vorteil bietet.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Indem wir bei allem immer unser Bestes geben und offen für Neues sind. Die Beziehung zu unseren Kunden ist das wichtigste neben unserer neuen Technologie. Schließlich ist es für Kunden manchmal ein Wagnis sich mit Start-ups einzulassen, da kommt es uns sehr darauf an, dass wir langfristige Beziehungen eingehen, vertrauenswürdig und zuverlässig sind. Da unsere Kunden wiederkommen zeigt, dass wir das wohl sehr gut geschafft haben.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Unser Start-up ist durch Investoren, durch Zuschüsse aus EU- und Schweizer Projekten finanziert und natürlich durch den eigens generierten Umsatz, den wir durch unsere Service-Vereinbarungen, Produktverkäufe und Lizenzverträge generieren.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Da haben ganz viele Ziele, wir wollen personell wachsen, neue Kunden akquirieren, in ein eigenes Labor ziehen, unseren Herstellungsprozess hochskalieren unsere IP verstärken, unsere Umsätze steigern und INOFEA noch bekannter machen.
Vielen Dank für das Interview.