
Hallo Isabelle, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Uplyfe kurz vor:
Ja danke, dass wir heute hier sein dürfen! Ich bin Isabelle Rottmann und die Gründerin von Uplyfe, einer HealthTech-Plattform. Unser Team ist so divers wie die Bedürfnisse unserer Nutzer: ein Arzt, eine Ernährungswissenschaftlerin, eine Sportwissenschaftlerin, und Content Writer erarbeiten auf wissenschaftlicher Basis klinische Gesundheits-Pläne und die restlichen 50% des Teams sind technische Profile / Datenspezialisten.

Vielleicht möchtest Du uns Euer Startups, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?
Upylfe ist eine B2B2C Healthtech-Lösung, welche dem Endnutzer erlaubt, seine Gesundheit selbst und proaktiv zu managen und sich auch direkt mit seinem Hausarzt, Ernährungsberater oder Apotheker digital auszutauschen, wenn die App gewisse Indikatoren feststellt, die typischerweisse auf eine bevorstehende Verschlechterung des Gesundheitszustands hindeutet. Dies alles führ zu einer pro-aktiveren Versorgung des Users, mit dem User im Zentrum.
Unsere Business Kunden können mit wenigen Clicks ihre eigenen Gesundheits-Pläne agil erstellen und an ihre Kunden abgeben. Die AI unseres Systems hilft anschliessend laufend bei der Evaluation von ausgespielten Unterstützungsmassnahmen an den Endnutzer. Alles mit dem Ziel, die wirksamsten Interventionen dem User zur Verfügung zu stellen, um ihn so optimal bei seinem Gesundheitsmanagement zu unterstützen, mit minimalen Einschnitten in seinen Alltag.
Ebenso wichtig ist, dass sich unterstützende Massnahmen aus allen Bereichen einfach integrieren lassen: Der Patient, Arzt und Diabetes- oder Ernährungsberatungs-Sprechstunden sollen an einem Ort digital am zentralen Ziel zusammenarbeiten: An der Gesundheit des Endnutzers, individuell auf ihn abgestimmt.
So arbeiten zum Beispiel in einem Programm eine Krankenkasse für Diabetiker und Herzkreislauf-Patienten mit einer Hausarztkette, einer Online Apotheke und Ernährungsberatern und Diabetes-Sprechstunden digital integriert zusammen.
Ein weiteres Beispiel ist ein internationaler Berater im Bereich Human Resources, welcher für seine internationalen Kunden Covid-19 Symptomentwicklungen und Burnout- Risikoentwicklungen in Echtzeit monitoren kann, laufend neue Angebote für die Betroffenen auf Akzeptanz testet, um schnelle und relevante Hilfe bieten zu können. Der Arbeitgeber hat so endlich evidenzbasierte Interventionen und kann viel schneller und vollkommen anonym.

Welches Problem wollt Ihr mit Uplyfe lösen ?
Wir wollen weg vom passiven Nutzer der zu fixen Sprechstunden in verschiedenen Silos im Gesundheitssystem gesagt bekommt, was er/sie zu tun habe. Wir wollen hin zu einem User, der seine Gesundheit kontinuierlich selbst und proaktiv steuert, 24/7 aktiv unterstützt wird in der Umsetzung und ohne großen Aufwand die Spezialisten via Chats beiziehen kann, wenn es mal nicht läuft wie geplant. Konkret tun wir das, indem wir verschiedene Dimensionen der Selfcare im Bereich Ernährung, Bewegung, Selbstvermessung und Symptombeobachtung unterstützen.
Mit 7‘000 Abonnenten haben wir nämlich vor allem eines gelernt: der User von heute kann Erstaunliches erreichen, wenn er sinnvoll auch zu Hause unterstützt wird. Auch schätzt es der User, wenn die App ihm hilft, besondere Situationen zu erkennen und er sich dann ohne Hürden mit seinem Hausarzt besprechen kann. Die App observiert deswegen laufend Biomarker und Symptome und sagt dem User, wenn ein spontaner Austausch mit dem Hausarzt sinnvoll erscheint. Ebenso unterstützt er den Chroniker zwischen Beratungs- und Arzt-Terminen laufend beim Verbessern seiner kritischen Gesundheits-Skills: er/sie lernt mit uns täglich anders zu kochen, zusätzliche Bewegungseinheiten in den Alltag einzubauen, versteht welche Symptome im Zusammenhang mit einer Krankheit besondere Beachtung verdieen und wie sie für ihn/sie individuell einzuordnen sind.
Wie ist die Idee zu Uplyfe entstanden ?
Entstanden ist die Idee aus einer Serie von Erfahrungen aus unserem eigenen Familienkreis, die eines ganz klar aufgezeigt haben: Wie wir heute Patienten behandeln ist nicht nur unkoordiniert, sondern für den Nutzer auch verwirrend und häufig fühlt der Patient sich dabei nicht wirklich ernst genommen. Denn für den User geht es um alles: seine Gesundheit. Wir haben uns dann auf die Suche gemacht, was im Bereich der Chronik Care schon erfolgreich getestet wurde und sind dabei auf die Studien des Diabetes Prevention Programms gestoßen. Dieses Programm hat gut dokumentierte und langfristig erforschte Intervention und diese haben wir digital umgesetzt und an die Bedürfnisse des europäischen digitalen Kunden angepasst. Tests mit einer großen Krankenkasse haben auch eindrücklich gezeigt, dass unsere Lösung die Zielvorgaben des Diabetes Prevention Programms sogar schlagen und der Patient eine lange Programmtreue und sehr hohe Zufriedenheit mit den Programmen zeigt mit extrem positiven Effekten für seinen Gesundheitsverlauf. Erst im letzten Jahr haben wir dann die AI hinzugenommen, die helfen soll, besser zu lernen, welche Interventionen für den individuellen User aktuell gerade den grössten Gesundheitsnutzen bringen.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Uplyfe erklären ?
Uplyfe hilft dir jeden Tag zu üben, wie du medizinisch optimale Gewohnheiten entwickelst und erleichtert dir ein gesundes Leben mit oder ohne Krankheit. Deine Krankenkasse unterstützt deinen neuen Lebenswandel sogar finanziell und bei deinem Hausarzt kannst du ab jetzt genau besprechen, wann welche Symptome oder Werte aufgetaucht sind. Mittels Chat kannst du auch direkt mit deinen Spezialisten besprechen und erfährst Hilfe schnell und diskret.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Wir sind mit einem hybriden Produkt (Papier + Digital-Chat gestartet und sind nun bei einer volldigitalen Lösung inkl. Personalisierungsmöglichkeiten im Backend und AI angelangt.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Die Nutzer zahlen CHF 9.95 pro Monat für die App-Nutzung und bekommen diese zum grossen Teil rückerstattet durch die Versicherer. Business-Kunden zahlen eine Jahreslizenz für die Erstellung und Analyse Ihrer Gesundheitsprogramme.
Wie genau hat sich Uplyfe seit der Gründung entwickelt ?
Wir sind 2015 auf dem Thema gestartet und sind seit 2019 mit einer vollkommen digitalisierten Lösung am Markt. Verträge mit den führenden Krankenkassen und erste Lizenzen mit Business-Kunden haben wir seit Q2/2020. Heute arbeiten wir mit den führenden Krankenkassen, einigen internationalen Versicherern im Bereich Taggeld zusammen und mit dem Weltmarktführer für HR Consulting.
Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?
Viel zu wenige: Aktuell sind wir 15 und wollen ASAP auf 30 wachsen, sobald wir die richtigen Leute finden.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
Wir haben zum einen die Geschwindigkeit und Datenintegration im stark regulierten Gesundheitsmarkt stark überschätzt. Komplexe Projekte haben einfach länger gedauert wie geplant und waren dementsprechend weniger rentabel.
Sonst bisher – Gottseidank – sind eher wenige unausweichliche Fehler passiert. Aus den meisten hat sich etwas Positives entwickelt.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
- Langfristige Partnerschaften etablieren
- Starke Datenbasis etablieren zu dem, was wir tun
- Mehr in gemeinsame Lösungsentwicklung investieren mit unsern Partnern.
- Wer integrierte Lösungen will, muss längere Entwicklungszeiten und ein höheres Investment zu Beginn einfach akzeptieren, nur so macht man einen echten Quantensprung.
- Partner, die nicht auch selbst konkrete Ziele erreichen wollen und diese mit Daten immer wieder zu überprüfen bereit sind, sind bei gleichem Einsatz von uns deutlich weniger erfolgreich. Alle müssen sich bewegen und den aufrichtigen Willen mitbringen, das Leben des Endusers revolutionär verbessern zu wollen, weniger reicht nicht.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Ich glaube, dass die Zeit der vielen Einzelapps dem Ende zugeht im Healthtech-Bereich. Die nächste Healthtech-Welle wird mehr integrierte, skalierbare Plattformen hervorbringen, mit denen Businesskunden agil und daten-basiert ihre Gesundheitsstrategien agil vorantreiben können. Diese Entwicklung haben wir in Europa aktiv vorangetrieben und haben ein stabiles und hoch-skalierbares System, welches allen Kernstakeholdern echten Mehrwert bringt. Das zeigt sich auch darin, dass wir seit Januar 2020 bereits 4 internationale Auszeichnungen mit der Lösung gewonnen haben und nun im Wettbewerb des Deutschen Handelsblatt und der Techniker Krankenkasse als Health-i Pioneer nominiert wurden.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Wir haben uns selbst finanziert, inkl. Friends & Family und suchen nun einen strategischen Investor ohne Druck, es schnell tun zu müssen. Ein Investor, der die Plattform in Europa helfen kann, gross zu machen.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Wir treten im Q4 dieses Jahres bereits in den deutschen Markt mittels erster POCs ein. 2021 steht für uns im Zeichen, neue Best Practice Cases im Bereich der. Complex Care mit unseren innovativen Partnern erfolgreich auszurollen und auszubauen, in der Schweiz und Deutschland.
Vielen Dank für das Interview.